Ardbeg-Raritäten-Tasting beim Tiroler-Joe

 

 Mit Jens in einem Büro zu hocken ist ein Alptraum! Muß der Kerl eigentlich immer nach Whisky im Internet surfen? Ich kann Euch sagen, mein Arbeitstag beginnt sehr strebsam, wenn man schon beim Betreten des Büros mit den Worten empfangen wird "Weisst Du schon, dass...?". Nun ja, was soll ich sagen, Jens war wieder beim Surfen auf ein Ardbeg-Raritäten-Tasting gestoßen. Es hörte sich auch ganz nett an, aber ... Volders ... Österreich ... Kleiner, das sind 600 km von hier!

Wir meldeten uns natürlich trotzdem an!!!

Ich habe Jochens Auto geklaut und nachdem wir an dem Freitag noch ein paar Stunden im Büro bzw. Labor verbracht und das übliche freitagliche Fischmenü aus der Mensa zu uns genommen hatten, begaben wir uns auf die lange Fahrt. Zwischendurch hatten wir dank des Verkehrs auch echt Angst, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen würden, aber wir schafften es doch noch 1 Stunde vorher da zu sein. In dieser Stunde bekam ich dann auch noch den erlösenden Anruf, dass unser Fussballspiel am nächsten Tag ausfiel, so dass wir noch nicht einmal, um 6 Uhr aufstehen mussten. Der Abend konnte beginnen!!!

Zunächst wurden wir von Joe Riedmüller, dem Mitorganisator des Abends, begrüßt und durch die Räumlichkeiten geführt, wo auch einmal jährlich die Tiroler Whiskyausstellung stattfindet. Ein sehr schöner Keller!

 

Nachdem sich alle eingefunden hatten, haben wir einen sehr netten Vortrag über Islay und Ardbeg mit ein paar tollen Bilder zu hören und sehen bekommen. Danach sollte es dann zum Buffet übergehen. Tolle Tiroler Spezialitäten! Es war ein Gedicht, was der Wirt uns alles auf den Tisch gestellt hatte. Zu dumm nur, dass der Magen manchmal zu klein ist. Mit der richtigen Grundlage im Bauch sollte nun der eigentliche Abend beginnen.

Als Aperitif wurde ein Ardbeg, High Spirits, 1990, 12 years, 46 % gereicht.

Nach dem Warm werden ging es dann zum offiziellen Programm über. Wir fingen mit einem Ardbeg, 1976/1993, by R.W. Duthie for Samaroli/Italy, 46 %, Bottle # 9 of 1020. Sehr nett zu trinken, erreichte bei mir den 5.Platz. Der zweite war ein Ardbeg, DL, OMC, 24 years, 10/1975 - 05/2000, 50 %, 713 bottles. Den mochte ich überhaupt nicht: verrottetes Holz, Latschenkiefer, sehr unbalansiert und eindimensional waren einige meiner Notizen. Der zweitschlechteste des Abends. Aber vielleicht sollte man ihm zu einem anderen Zeitpunkt noch eine zweite Chance geben. Der dritte dagegen, der Ardbeg, DL, OMC, 25 years, 10/1975 - 10/2000, 50 %, 702 bottles, war wieder eine wahre Wohltat: frisch, Apfelmost, Menthol, Iod, ein bißchen Torv, harmonisch, tolles langes Finish. Das war Bronze! Nun aber kam für mich das Gold: Ardbeg, DL, OMC, 27 years, 03/1973 - 10/2000, 50 %, 240 bottles. Noch kräftiger im Geschmack und alles was es für eine Granate braucht. Namnam! Nach diesem Wohlgenuß wurde ich dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nicht jeder Ardbeg ist was Tolles! Es folgte nun der Ardbeg, OB, 1975/2002, Cask # 4716, 44.8 %, bottled for Germany, Bottle # 84 of 228. Viel zu viel Sherry, der den Ardbeg kaputt macht, und er ist glücklicherweise schnell wieder verschwunden. An dem Abend hat das Glas mir gar nicht geschmeckt! Aber vielleicht sollte auch der nochmal eine zweite Chance kriegen. Jetzt konnte es nur noch besser werden! Es folgte der Ardbeg, "Douglas of Dumlairg", SSMC, 03/1976 - 09/2001, 55.5 %. Sehr lecker und ähnlich dem darauffolgenden, der noch einen Tick besser war (vielleicht weil er weniger Kaffenoten hatte?). Ardbeg, OB, 1976/2002, Cask # 2396, 53.5 %, bottled for Velier/Italy, Bottle # 457 of 492. Rosinen, dunkle Schokolade, Toffee, dezenter Torf im Hintergrund, getrocknete Pflaumen. Lecker, das war Silber! Abgeschlossen wurde das offizielle Programm mit dem Ardbeg, for Committee Members, 11/1976 - 07/2000, Cask # 2392, 55 %, Bottle # 524 of 528. Gut, aber dem fehlte noch ein bißchen Pep! Ähnelt vielleicht auch eher einem Laphroaig.

Nachdem der offizielle Teil nun zu Ende war und sich die meisten schon zum zweiten oder dritten Mal wieder am Buffet zu schaffen machten, fing der "gemütliche" Teil des Abends an. Man fing an, sich mit den anderen zu unterhalten und wir mußten sogar feststellen, dass wir noch nicht einmal den weitesten Weg hinter uns hatten. Dirk war nämlich extra aus Hamburg gekommen! Nun fingen die Späßchen an und wir stellten fest, dass doch tatsächlich vier verschiedene Ardbeg-Shirts an dem Abend anwesend waren. Leider ist das Photo etwas unscharf, aber es waren Smokey, Complex, Balanced und Deep in Volders!

Ausserdem erfuhren wir, dass Österreicher kreative Menschen sind. Einer der Teilnehmer hatte ein Ardbeg Amarone Finish gemacht. Leider durften wir anderen davon nichts probieren! Aber es gab auch genügend großzügige Menschen, die einen Dram spendierten. So kamen wir noch in den Genuß eines Ardbeg, OB, 08/1974 - 10/2002, Cask # 3475, 44.5 %, for Greatbritain, 126 bottles, eines Glen Moray, OB, 1981, 19 years, Cask # 3661, 57.7 %, Bottle # 255 of 463, eines Ardbeg, DL, OMC, Park Avenue Liquor Shop, 12 years, Rum Cask Finish, 50 % und eines Bunnahabhain, OB, Auld Acquaintance, 1968, 43.8 %.

   

Nach etlichen Stunden und viel Diskussion gingen wir dann endlich ins Bett und ich war heilfroh, dass ich am nächsten Nachmittag nicht auf dem Fußballplatz stehen mußte!