Weihnachtsfeier mit SMWS-Abfüllungen

 

Stefan hatte sich für unsere Weihnachtsfeier etwas ganz Besonderes überlegt. Da er unser einziges SMWS-Mitglied ist, wollte er uns diese außergewöhnlichen Tropfen etwas näher bringen. Leider hatte ich an dem Abend noch das letzte Fußballspiel vor der Winterpause zu absolvieren uns so kamen Jochen und ich erst eine Stunde später nach Heppenheim.

     

Die Buffetschlacht war schon im vollen Gange, aber Norbert hatte für mehr als ausreichend gesorgt. Danke schön!

Wir fingen mit einem SMWS 50.13 an. "Die südlichste unserer Brennereien wurde in dem Jahr geschlossen, in dem unser Fass abgefüllt wurde. ... Das erste, was die Nase feststellt, sind Ester und Speyside-Aceton, Nagellackentferner, künstliches Fruchtaroma (besonders Bananen), ein ganzer Beutel getrockneter Bananen. ...Was aber diesen Whisky ungewöhnlich werden lässt, ist der deutliche Geschmack nach getrocknetem Torf. Er lässt uns an Strände (Iod, trockener Seetang) und leere Trockenöfen denken." Am Anfang fand ich ihn sehr spritig in der Nase, aber der braucht einfach ganz viel Luft und Zeit, dann wird er klasse!

Als zweites stand der SMWS 44.15 auf dem Programm."...Die Brennerei, jetzt im Besitz von John Dewar & Sons, aber ursprünglich von Peter Mackie (White Horse) errichtet, liegt oberhalb einer hübschen, von Thomas Telford errichteten Metallbrücke über den Spey. ... Der erste Geruch erinnert uns an Werkstätten - Holzleim und Gummilösung, etwas erdig - dann "Apple & Pear Crumble" (etwas zu lange gebacken, an den Rändern angebrannt). Der Geschmack in dieser Phase ist angenehm süß und mit Säure lang im Finish und wachsartig im Nachgeschmack. Wasser verändert das Aroma. Es gibt Anklänge von Knetmasse und Kitt und etwas alter, leicht abgestandener Zitrone zwischen all dem Obst. Mit Wasser ist der Geschmack anfangs süß wie Zuckerguß, mit etwas Rauch und bitterem Geschmack hinten auf der Zunge, als wenn man Efeublätter kaut." Der war nicht ganz mein Geschmack! Ich fand ihn etwas unausgewogen.

Der dritte Whisky des Abends war ein SMWS 39.42. "Diese Brennerei hat einen kleinen Damm und ist berühmt dafür, daß einer ihrer früheren Manager so abergläubisch war, daß er nicht einmal zuließ, die Spinnweben aus dem Destillierraum zu entfernen. Aus einem Holzfaß, von beeindruckender Farbe: tiefdunkles Orange, und schon recht standhaft für sein Alter. Unsere ersten Eindrücke waren etwas beunruhigend: Silage und Bauernhöfe wurden erwähnt. Nach einer Weile kam Stroh hinzu, und fester Fruitcake. In dieser Phase ist der Geschmack süß, mit Schwawrzkirschen, und im Finish wie der karamelisierte Rand eines gegrillten Schweinesteaks. Nach Wasserzugabe kommt ein Anflug von altem Parfum auf, mit dem Aroma von feuchten brennendem Laub. Auf Trinkstärke verdünnt ist der Geschmack eine Verbindung von Süße und Verbranntem. angebrannter Toast mit Honig." Schmeckt in der Tat eher nach verbranntem Sherry als nach Whisky. Nichts, was ich mir zu Hause aufmachen würde.

Nun wurde ein SMWS 57.13 geöffnet. "Zu seinen besten Zeiten war dies ein klassisches Beispiel für einen Highland Whisky. Die Brennerei am westlichen Rand von Inverness, die einst Glen Albyn gegenüberstand, wurde vor 20 Jahren geschlossen und abgerissen. Der erste Eindruck ist fruchtig und sinnlich: Orangen, Parfüm, Nagellackentferner. Einige Panelmitglieder fanden ein komplexes Aroma, 'wie im Puff'. Im Mund ist dieser Whisky lebendig, wie 'Space Candy', im Finish weißer Pfeffer. Mit Wasser wird der Whisky etwas erdnäher, wie frischer Trüffel. Auf Trinkstärke verdünnt bekommen wir angenehme Süße und etwas Rauch, die sich ergänzen, mit getoastetem Holz im Finish. ..." Das ist ein Whisky nach meinem Geschmack. Sehr lebendig, Vanille, Milchschokolade, Orangen, sehr schwacher Rauch, Langer pfeffriger Abgang. Der wird gekauft!

Der fünfte sollte ein SMWS 17.26 sein. "Diese weniger bekannte Brennerei der Orkney's produziert nur gelegnetlich. Dieser Tropfen ist kastanienbraun und kommt aus einem Sherryfaß (ungewöhnlich). Unverdünnt finden wir im Geruch Ingwergebäck und etwas Rauch, aber auch Hustensaft mit Menthol. Mit Wasser tritt eine Birnentorte mit Fudgesauce zutage. Unverdünnt ist der Geschmack wärmend und süß - zu lange gebackener Kuchen und Brandy, mit Wasser einfach köstlich." Mmmmhh, davon könnte man mehr vertragen. Schade, zu Hause habe ich den Nachfolger. Mal sehen, wie der ist!

Der sechste Whisky des Abends war ein SMWS 53.67. "Aus der anderen Brennerei am Sound of Islay. Ihr gälischer Name kommt von der Meeresenge, die den Gezeiten unterliegt. ... Wright's Coal Rar Soap in der Nase - und einige Tropfen auf den Händen führen zum gleichen Ergebnis. Etwas Holzkohle, Puff Candy. Wasser bringt uns medizinische Phenole, wie im Fußbad, mit Plastikeimern, Knetgummi und warmen Sand: aber die Süße bleibt. ... Verdünnt nicht viel anders - süß und weich - mit Knetgummi und etwas Rauch (aber weniger, als zu erwarten war). ..."
Was ein langer Abgang !!! Ein sehr komplexer, leckerer Whisky mit Süße und schwachem Rauch, trockenem Keks (Marigull). Mehr, mehr, mehr !!!

Das Tasting endete mit einem SMWS 33.51. "Der gälische Name bedeutet 'kleine Landspitze', und die Brennerei ziert die Südostküste Islays seit 1815. ... Im Geruch Rauch, Salz und Öl (geräucherter Applewood Käse, angebrannter Pizzateig, Pancetta und Olivenöl). Mit Wasser verlassen wir die Küche und gehen auf den Bauernhof - gemähtes Heu und Mittel zum Euterwaschen (nein, nicht fragen!). Unverdünnt ist der Geschmack voll, warm, rauchig und süß. Mit Wasser kommen wir zu Gras, Glaserkitt und öligen Maschinen, wobei die Ausgewogenheit gewahrt bleibt. Eine sehr weiche, kulinarische Version eines Whiskys für große Jungs." Das ist was für große Hexchen wie mir, das ist mal sicher!!! Und in der Küche und auf dem Bauernhof muß ich mich ja einfach wohlfühlen. Das ist definitiv ein Kauf wert!

Ich war im Gegensatz zu einigen anderen sehr begeistert von den Whiskys, die Stefan für uns ausgesucht hatte, aber ich hatte auch nicht so viel von dem hervorragendem Rotwein getrunken, da ich zu spät kam. Vielen Dank, Stefan, für diese wunderbare Zusammenstellung !!!

   

   

   

Zum Abschluß stellte Ralf noch eine Abfüllung von Bruichladdich auf den Tisch: Port Charlotte, Private Bottling, 18.7.2001 / 9.11.2004, Refill-Sherryhogshead Cask # 286, 336 bottles, 67.3 %. Nja, ganz nett mal zu probieren, aber der braucht doch noch ein paar Jahre.

Alles in allem ein sehr feucht-freulicher Abend, der doch die unnötige Niederlage wieder wett machte! Ich hoffe, ich bekomme noch ganz viele SMWS-Abfüllungen zu probieren. Sobald ich mal dieses Promotionsstudium hinter mir habe und richtig Geld verdiene, werde ich als erstes der SMWS beitreten.