Interwhisky 2005

 

Auch dieses Jahr habe ich wieder den Zug nach Frankfurt genommen, um zu probieren, was uns der Markt an neuen Whiskys beschert. Nach einer kurzen Rundtour, um zu sehen, wer an Ausstellern und Besuchern alles da war, holte ich mir am Bowmore-Stand den neuen Bowmore, OB, 16 yrs, limited edition, 1989/2005, Bourbon Cask, 51.8 %. Das ist endlich mal wieder eine Originalabfüllung von Bowmore, die mir richtig gut mundet. Der goldene Tropfen hat in der Nase eine herrliche Vanillenote, einen Hauch von hellen Früchten, Heide und Salz und etwas verdünnt kommt der Torf ganz schwach im Hintergrund mit der typischen Note von Schnupftabak mit Goldlackaroma. Im Mund explodiert er dann, mit einem langen, tollen Finish mit Torf und Salz.

Irgendwie scheinen es Unwissende ja faszinierend zu finden, dass Frauen, vor allem junge, Single Malt trinken. Auf jeden Fall wurde ich, wie schon letztes Jahr, vom Hessischen Rundfunk interviewt. Ich wurde auch Wochen später noch von einem aus der Sauna angesprochen, der mich im Radio sofort erkannte. Vielleicht sollte ich mir den Beitrag nochmal zuschicken lassen?

Dann habe ich etwas wirklich Neues ausprobiert. Vier Whiskyliköre fanden den Weg ins Glas! Zuerst ein Bruadar Liqueur - ein Whiskylikör mit Schlehe und Honig - sehr lecker; als zweites der Sahnelikör Columba Cream - danach mußte das Glas ausgetauscht werden - aber was ein Getränk, der könnte auch selbstgemacht sein, frische Sahne pur - einfach klasse; als drittes der Whisky-Fruchtlikör mit Brombeeren und als letztes der mit Cranberries - Woah, der als Aperitif mit Champagne sollte ein Genuß sein.

Bevor es zum Bunnahabhain-Vortrag mit den neuen Bunnas ging, mußte ich aber noch den neuen Tobermory tasten, Tobermory, OB, 32 yrs, 1972 distilled, bottled 17.5.2005, 49.5 %, 1710 bottles. Natürlich bin ich voreingenommen! Dieser Whisky muß einfach gut sein, wenn er am Norwegischen Nationalfeiertag gebottled wurde. Die Nase hat Rosinen, eine angenehme Trockenheit, schöne Tannine und Erdbeermarmelade (ob ich Jochen jetzt überredet bekomme, mir eine Flasche zu kaufen? Immerhin hat er Erdbeere!!! Kleiner Insider!). Im Geschmack wieder die angenehme Trockenheit, Seesalz, schwach bitter und leicht aschig, so angenehm. Mmmmmhhh!

  

Damit war ich ideal auf den Vortrag von MacLellan vorbereitet. Uns wurden die neuen Bunnas vorgestellt und er fing mit dem Bunnahabhain, OB, 12 yrs, 43 % an. Ich finde immer noch, dass es ein sehr leckerer Trinkwhisky ist. Dann folgten die beiden neuen, älteren Abfüllungen. Zunächst der Bunnahabhain, OB, 18 yrs, 43 %, der beim ersten Beschnuppern sehr fruchtig, vollmundig ist. Danach der Bunnahabhain, OB, 25 yrs, 43 %, der definitiv nicht mein Fall ist. Viel zu trocken, aber er bekommt zu Hause nochmal eine Chance.

Danach hielt Ronny Cox seinen Glenrothes-Vortrag und stellte uns den neuen Glenrothes, OB, Vintage 1992, distilled 25.5.1992/approved 25.1.2004/bottled 2005, 43 % vor. Glenrothes wird wohl immer noch nicht einer meiner Lieblingsdestillerien werden.

 

Jetzt brauchte ich wieder eine Pause von den Vorträgen und ging zu Jürgen an den Stand und holte mir die neue German-Edition vom HP, Highland Park, OB, 1980, 25 yrs, 1980/2005, Cask #7363, for Germany, 55.5 %. In der Nase Heide, Seeluft, Cerealien, dunkle Schokolade, schwacher Tabak und Erdbeeren. Anfangs etwas scharf-spritig im Geschmack, bevor der Tabak schwach durchkommt und die Trockenheit fruchtigen Rosinen weicht. Auch hier wieder salzige See, Rosenkohl, Milch und etwas Diesel. Dieser Tropfen braucht ganz schön lange bevor sich er sich öffnet und Wasser macht ihn definitiv kaputt. Die anderen beiden Abfüllungen für den deutschen Markt gefielen mir weitaus besser!

Nun ging ich zum Diageo-Stand und versuchte mich am neuen Convalmore. Die Aufmachung sieht ja schon sehr strange aus, aber mal schauen, was dieser Whisky so bringt. Convalmore, OB, 28 yrs, 1977/2005, 57.9 %, 3900 bottles: Dieser Whisky hat Heide, Vanille, süße Fruchtnoten (Saft), aber auch schwachen Terpentin in der Nase, sehr komplex und der Gaumen erfaßt auch hier schwache Vanille und Heide und bekommt zusätzlich eine Apfelnote. Schwierig, aber sehr fein!

Anschließend setzte ich mich wieder in den Seminarraum, um Jürgen bei der Vorstellung des neuen Redbreast zu lauschen. Wir fingen mit dem alten Redbreast, OB, 12 yrs, 40 % an - immernoch sehr nett - bevor er uns den neuen Redbreast, OB, 15 yrs, non-chillfiltered, 46 % einschenkte. Ein Unterschied wie Tag und Nacht! Da fällt es nicht schwer, sich in Zukunft zu entscheiden. Als Leckerbissen hatte er noch einen Cask-Sample aus der Midleton Distillery dabei, Pure Pot Still Whisky, ~ 55 %. Dieses hellgelbe Sample riecht nach Vanille, frischem Holz, gelber Frucht (Marillen) und Mohnkuchen. Im Mund schmeckt er nach Aprikosen, Vanille und Karamell. Der soll nächstes Jahr als Vintage kommen und da kann man doch nur danken!!!

Jetzt beging ich wieder den Fehler einfach sitzen zu bleiben, obwohl ich mir ja geschworen hatte, dass ich mir Stewart nicht mehr antue. Es war wie ich schon vermutet hatte die gleichen Lügengeschichten wie schon die letzten vier Jahre. Hat der nicht mal ein paar neue? Und die Whisky waren die gleichen wie letztes Jahr: Glenmorangie, OB, Artisan, 46 %, Glenmorangie, OB, Port Finish, 43 %, Ardbeg, OB, Uigeadail, 54.2 % und der Ardbeg, OB, Very Young, 58.3 %.

Zum Abschluß des Tages holte ich mir noch den neuen Auchentoshan, OB, 17 yrs, Bordeaux Wine Finish, 51 %, aber irgendwie wollte der nach den beiden Ardbegs nicht mehr so richtig an mich, so dass er in ein kleines Fläschchen wanderte.
Somit endete der erste Tag und ich ging noch mit dem Kleinen in den Irish Pub um die Ecke, um ein Guinness zu trinken, bevor wir uns in den Zug zurück nach Darmstadt setzten.

Sonntag habe ich mich ersteinmal mit einem ordentlichen Frühstück zusammen mit Jochen vom Raritäten-Tasting des Vorabends erholt, bevor ich wieder Tour nach Frankfurt machte. Ich hatte mir auch vorgenommen keine Seminare zu besuchen, was einem bei der noch ausstehende Auswahl nicht schwer fiel. Der Tag begann mit einem Glenlivet, OB, Nàdurra, 16 yrs, American Oak Bourbon Barrel, 48 %, malzig, floral, mit Vanille und Haselnuß in der Nase, was auch alles im Geschmack wiederzufinden ist. Netter Trinkwhisky, aber just another Speysider! Aber jetzt weiß ich, dass ich mit dem Öffnen der Flasche keinen Fehler mache.

Jetzt probierte ich einen Glen Garioch, OB, 12 yrs, The National Trust, 43 %, sehr malzig, crispy, süß (exotisch), grasig, aber auch etwas erdig. Nun ja, ich habe noch nicht viele Glen Garioch probiert, aber der war jetzt nichts Besonderes! Dann wanderte ich ein bißchen herum und kam zum Stand vom Kroll, wo ich mir einen Strathmill, The Secret Treasures, 1975, 28 yrs, 29.5.1975 - August 2003, Cask # 1890/1892, selected by Fassbind of Switzerland, 44 %, 554 bottles genehmigte. Dieser dunkel-goldene Whisky ist sehr komplex und öffnet sich auch mit Wasser kaum, im Geschmack floral, Bitterkräuter und schwach parfümiert. Sehr merkwürdig und kaum zu fassen. Mal sehen, ob ich mich mit dem nochmal beschäftigen kann.

Dann traff ich auf Norbert und Marc und schloß mich ihrer Wanderung an. Zunächst gönnte ich mir den neuen Brora, OB, 30 yrs, 4 th release, bottled 2005, 56.3 %, 3000 bottles. Mmmmhh, der ist was für die Oma! Schwach rötlich-golden im Glas ist er in der Nase schwer, Rosen, schwacher Torf, im Geschmack angenehm trocken, mit einer Explosion von Frucht und leckerem Torf, Finish lang. Lecker, aber die erste Ausgabe war doch die beste! Aber genau das gleiche gilt auch für den neuen Port Ellen, OB, 5th release, 1979, 25 yrs, bottled 2005, 57.4 %, 5280 bottles. Sehr geschlossen, blumiges Parfüm, im Geschmack malzig, crispy, schwacher Torf und später kommt noch angenehme Asche.

Jetzt kam wieder was für Oma! Dalmore, OB, 30 yrs, 1973/2003, Gonzalez Byass Casks, 42 %, einfach nur lecker!

 

Aber auch heute sollte es wieder mindestens ein nicht-schottischer sein: Jameson, OB, 15 yrs, Pure Pot Still, Limited Edition # 06566, 40 %. Sehr gehaltvoll für einen Iren. Dann ein Jack Daniel's, Single Barrel, 45 %. Ein spannender Whiskey, aber nicht unbedingt etwas für mich und schon gar nicht für jeden Tag! In der Nase Eiche, Orangenschale, Karamell, Roggen ohne Ende. Im Geschmack sehr süß, Kleber, Leder, gebrannter Karamell, Melassesirup, Citrusschalen, Rost, Himbeeren und Getreide, zuerst Roggen, der dann in Malz übergeht.

Jetzt wollte ich noch einmal einen Glen Garioch probieren und wählte den Glen Garioch, OB, 21 yrs, 43 %. Aber auch dieser entsprach nicht meinem Geschmack! Ingwer, Christmas Cake, Leder, Lavendel und schwacher Torf, aber im Geschmack Parfüm und wieder Schnupftabak mit Goldlackaroma (das ist doch schon in allen Bowmores; hat das was mit der Hefe zu tun? Das muß ich nochmal näher nachforschen.) Der Nachklang sehr bitter, eichig und phenolisch.

Abschluß sollte der Glendronach, OB, 33 yrs, Oloroso Sherry Casks, 1971/2005, Bottle # AB/269, 40 % sein, aber der war in der Nase ebenfalls so bitter, dass dieser Whisky weggefüllt wurde.

Beim abschließenden Klönen mit Andreas Seng am Ardbeg/Glenmorangie-Stand bekam ich von Stewart noch ein Glas aus der Flasche, die unter der Theke versteckt war: Glenmorangie, OB, Truffel Oak. Naja, schon etwas merkwürdig, aber eine nette Geschichte dahinter! Danach verabschiedete ich mich von allen Bekannten und fuhr mit dem Zug wieder nach Heubach-Wiebelsbach.