Stronachie
Dewar Rattray wurde 1868 von Andrew Dewar und William Rattray in Glasgow gegründet. Das
Unternehmen importierte ursprünglich französische Weine, italienische Spirituosen und
Olivenöle, aber auch Malt und Grain Whiskys, welche die Basis zweier Scotch Liköre, Hero und
Glenburn, bildeten. Die Firma agierte auch als Verkaufsagent im Westen Schottlands für
eine Anzahl von Highland Malt Destillerien - eine davon Stronachie.
Anfang der 1950er begann die Firma statt Weine und Spirituosen abzufüllen mit dem Blenden
und Abfüllen von Scotch Whisky. Nachdem Tim Morrison das Geschäft wieder übernahm, entschied
er sich dazu den Stronachie Blend wiederaufzuleben. Morrison erkundigte sich nach der
Warenmarke Stronachie und fand heraus, dass die Marke besitzlos geworden war, so dass er die
Rechte daran erwarb. Wie der Zufall es wollte, tauchte 2001 im Auktionshaus McTear's in
Glasgow eine Originalflasche 12-jähriger Stronachie 1904 auf. Die Geschichte verkomplizierte
sich aber gegenüber einen normalen Auktion, da die Flasche von den Auktionatoren fallen
gelassen und beschädigt wurde und somit vom Verkäufer erworben werden musste. Morrison
bot McTears "eine beachtliche vierziffrige Summe" (am oberen Ende dieser Skala),
um ihnen die Flasche abzunehmen. Soweit bekannt ist, ist diese eine von nur drei
existierenden Flaschen (die anderen zwei sollen in Deutschland und Japan sein).
Kleine Proben wurden der Flasche entnommen, probiert und ein detailliertes Geschmacksprofil
erstellt. Dann musste Morrison eine gute Nachahmung finden, die eine Ähnlichkeit mit dem gerade
probierten Whisky wiederspiegelt. Er analysierte Hunderte von Fässer und fand einen 12-jährigen Single Malt einer
anderen Highland Brennerei in seinem Lagerbestand, die sehr ähnlich dem original Stronachie kam.
Aber es gibt ja auch noch eine Geschichte der Destillerie Stronachie.
Stronachie ist eine faszinierende Brennerei. Sie wurde in den 1890ern von den Herren Alexander und MacDonald inmitten
eines abgeschiedenen Tals im Forgandenny-Bezirk erbaut, gleich nördlich der Perth-Kinross County-Grenze - somit konnte
das Produkt als Highland Malt bezeichnet werden. Die Destillerie lag zwischen den Höhen von Slungie und Dochrie an einer
Nebenstrasse, die sich durch die Ochils von Forgandenny nach Milnathort wand. Rohwaren zur und Fässer mit Alkohol aus
der Brennerei zu transportieren war eine grössere Aufgabe, besonders weil der Bahnhof von Milnathort sechs Meilen
entfernt lag, und die Strassen bei guten Bedingungen schlecht und bei schlechten Bedingungen gar nicht passierbar
waren.
Aber gebaut war sie und operierte auch für fast 30 Jahre. Aber es gab wie bei fast jeder Destillerie Hoch und Tiefs.
Alexander MacDonald verkaufte sie 1907 an Sir James Calder, einem der Grossen in der Industrie, dessen Firma zu
dem Zeitpunkt auch
Bo'ness Grain Destillerie besass. Nach dem 1. Weltkrieg erwarb Sir James auch Dalwhinnie, Glendullan und Auchinblae,
verkaufte aber alle vier und auch andere Posten 1926 an DCL. Die Brennerei wurde an die St James Export Company Ltd
übertragen, die sie aber gegen Ende des Jahrzehnts schloss. Es wird angenommen, dass Stronachie um 1930 demontiert
wurde, und die Gebäude in den 1950ern abgerissen wurden.
Aber Stronachie hat andere Ansprüche auf Ruhm. Von den Anfängen wurde der Transport
zwischen der Destillerie und Milnathort Bahnhofsgelände mit einer Dampftraktionsmaschine
durchgeführt, die Anhänger mit Vollrädern zog. Schäden an den Strassen führten
aber zu enormen Protesten. Das Problem wurde in den 1920ern behoben, als
eine Fünf Meilen-Schmalspur-Bahnstrecke von Stronachie zur Seggie Farm etwa
zwei Meilen von Milnathort gebaut wurde. Die Bahnstrecke, die längste private
Brennereistrecke in Britannien, wurde auf einem Damm östlich der existierenden
Strasse gebaut. Die Züge wurde von einer spezial-angefertigten, Benzin-angetriebenen
Guy-Zugmaschine gezogen, dessen Vollräder über die Schmalspurstrecke spannten
und auf zwei Schotterbändern auf beiden Seiten liefen. Von der Seggie Farm gingen
die Fässer weiter auf der Strasse nach Milnathort. Ausserdem gingen auf demselben
Weg leere Fässer, Kohle und andere Rohwaren zurück nach Stronachie. Zwei Fragen
bleiben aber bis heute ungeklärt: Warum ging die Bahnstrecke nicht ganz bis
nach Milnathort, um so das unhandliche Umpacken auf der Seggie Farm zu sparen?
Was passierte mit der Bahnstrecke nachdem die Destillerie geschlossen wurde?
Aufzeichnungen
zufolge wie die Brennerei ausgesehen haben soll, sind leider ungenügend. Es soll eine
imposante Gebäudeansammlung mit separierten Lagerhäusern,
einem Mühlrad, und einem hohen runden Ziegelschlot gewesen sein. Die Destillerie stand östlich
der Strasse auf flachen Grund während die Cottages westlich der Strasse an einem
steilen Hang des Slungie Hill. Das Prozesswasser kam von einem Nebenfluss des
Chapel Burn, der aufgestaut, kanalisiert und letztlich durch Rohre zur Brennerei
geleitet wurde. Torf wurde lokal von den Angestellten der Destillerie gestochen
und die Gerste kam sowohl von lokalen Bauern (die Calders Pächter waren)
als auch von Übersee.
Bedauerlicherweise erinnert wirklich nichts mehr ausser
einigen flachen Mauern und Steinen an die Destillerie Stronachie - nur
der Name ist dank Dewar Rattray geblieben.